Studierende kennen das Gericht vielleicht: Als Klingonenpfanne bezeichnet man Gerichte, die aus dem entstehen, was gerade angesagt ist, im Kühlschrank vorhanden ist und konventionell vielleicht gar nicht zusammen zubereitet wird. Wenn Raiko Schwalbe auf der Artmuc in München klassische Techniken wie Malerei und Bildhauerei zusammen mit Digitalkunst und Videokunst und alles unter der Prämisse der zeitgenössischen Kunst läuft, ist das für eingefleischte Kunstmessebesucher und -besucherinnen manchmal ein bisschen eine Klingonenpfanne. Sehr ungewohnt, aber verflixt schmackhaft!
Die erste Artmuc wurde 2014 in München abgehalten. Sie sollte den zeitgenössischen Künstlern und Künstlerinnen eine Bühne bieten, die nie eine hatten: Videokunst und digitale Kunstformen standen von Anfang an im Mittelpunkt, ohne die klassischen Techniken zu diskriminieren. Denn Kunst ist, was eben als Medium funktioniert – der Anspruch ist global und kann fairer kaum formuliert werden. So waren dann auch in diesem Jahr, bei der fünften Artmuc in Folge, vom 10. bis 13. Mai auf der Praterinsel und im Isarforum am Deutschen Museum ganz erstaunliche Dinge zu sehen. Mehr als 150 Einzelkünstler/-innen sind vertreten, 25 Galerien und Projekte zeigen Exponate. Das Zusammenspiel von Malerei, Skulpturen, Medienkunst, Installationen und Fotografie ist nicht einfach eine Ausstellung, es ist gefeierte Kunst. Denn die einzelnen Künstler/-innen, Galerien und Projekte entscheiden selbst über den Aufbau ihrer Werke, hier hängt oder stellt kein Kurator etwas nach eigenem Gutdünken auf oder aus. Eine weitere Auflage wird die Artmuc vom 9. bis zum 11. November 2018 auf der Praterinsel erleben.
Weg von der Tradition, hin zur Moderne
München gilt nun nicht gerade als die repräsentativste Stadt Deutschlands, was zeitgenössische Kunst angeht. Mit der Artmuc beherbergt die Stadt aber das inzwischen größte Kunstevent Bayerns, die darüber hinaus Galerien und Kunstschaffende aus ganz Europa anzieht. Die Ausstellung schlägt Wellen weit über München hinaus. Mit der großen Anzahl von Bewerbungen internationaler Kunstschaffenden ist München der Schritt aus der Provinz heraus gelungen. Und das war eine schwere Geburt, denn in München ist es gar nicht so selbstverständlich, dass sich Kunst aus den alten Zwängen befreien und doch immer noch Kunst nennen darf. Kommerz ist genauso verpönt wie moderne Formate es immer waren, und der Diskurs über Sinn oder Unsinn von Kunst(-schaffen) war stets etwas bemüht. So stellt Raiko Schwalbe, Berliner und Veranstalter der Artmuc, denn auch fest, dass der Weg das Ziel war.
Plattform für den Kauf und Verkauf leistbarer Kunst
Schon 2017 hatte Raiko Schwalbe die Artmuc doppelt aufgelegt und jeweils eine Veranstaltung im frühen und eine im späteren Jahr inszeniert. Beide waren ein voller Erfolg. Daraus lässt sich schließen, dass es auch und vielleicht gerade in München durchaus einen Bedarf an einer derartigen Veranstaltung gibt: Zeitgenössische Kunst, die etwas unkonventionell und ganz ohne den Bezug zum Kunsthandwerk daherkommt, leistbar ist und in verschiedenen Medien friedlich nebeneinander existiert. Als besondere Highlights sind auch diesmal wieder Exponate der Street- und Urban Art zu sehen. 3D-Kunst und Installationen, die digitale Medien nutzen, lassen die Besucher/-innen entspannen und laden zur Interaktion ein. Klassische Fotografie und sogar traditionelle Malereien runden das Angebot ab.