Gerhard Richter und das Prinzip Zufall – Ausstellung Im Museum Barberini in Potsdam

Gerhard Richter ist aktuell der wohl bedeutendste Maler in Deutschland. Wir haben für euch die Ausstellung „Gerhard Richter. Abstraktion“ im Museum Barberini in Potsdam besucht und waren begeistert. Erfahre mehr darüber, was wir dort gesehen und erlebt haben.

„Die Kunstschau „Gerhard Richter- Abstraktion“ widmet sich erstmals den abstrakten Arbeitsweisen und Strategien im Werk Richters. So bestimmt der Titel auch klingt, die Frage nach der Abstraktion bei Richters wurde bisher nicht definitiv geklärt. Richter gilt eigentlich als ein sehr planvoll arbeitender Künstler. Um so erstaunlicher ist es, welche große Rolle der Zufall in seinen abstrakten Werken spielt. Kühle Rechenmodelle sind bei ihm ebenso zu finden wie kühne Abstraktionen, die auf dem Zufall beruhen. Ausgangspunkt der Ausstellung ist ein Werk Richters im Barberini Museum, das die Schau ideal mit mehr als 90 weiteren seiner Gemälde aus internationalen Privat- und Museumssammlungen, kombiniert. Gekonnt schlägt die Schau den Bogen von den 1960er Jahren bis heute. Erstmals widmet sich eine Richter-Ausstellung dem zentralen Thema seiner Malerei: Abstrakte Strategien und Arbeitsweisen.

Der Vorhang – Gleich im ersten Raum werden wir mit dem Bild „Vorhang“ (1964) konfrontiert, bei dem ich mich frage, was daran abstrakt sein soll? Das Gemälde zeigt einen Vorhang in monochromem Grau. Ist das Werk abstrakt, weil es nicht farbig ist? Nein, was im Bild fehlt, ist eine Person, die sich vor oder hinter ihm befindet. Richter hat bei diesem Porträt den Hintergrund, den Vorhang, in den Vordergrund gestellt und auf die Darstellung der Person verzichtet. Zu sehen ist eine graue, gewellte Stoffbahn, das ist alles!
Das Beispiel ist typisch für Richters Verständnis von Abstraktion. In seinem Werk hat „Abstraktion“ eine andere Bedeutung als üblich.

„Ich bin oft verblüfft, wie viel besser der Zufall ist als ich“,

hat Richter einmal gesagt.

In Raum 6 befindet sich das Herzstück der Ausstellung mit eher untypischen Gemälden Richters. Auf Wunsch des Künstlers wurde aus sieben großen Glasscheiben ein Kartenhaus gebaut. Was ist daran abstrakt? Die Scheiben sind schließlich ganz konkrete Objekte. Jedoch spiegeln sie alle Besucher im Raum und von den unterschiedlichen Oberflächen wird das sich ständig ändernde Licht reflektiert. Die Installation registriert alle Schwingungen und Reflektionen im Ausstellungssaal, auch die von der weit entfernten Sonne.

An den Wänden hängen kleinformatige Bilder und übermalte Fotografien in hellen und transparenten Farbtönen und dunkelbraun. Mit schwarzem Stift sind darauf Markierungen angebracht, so als handle es sich um wichtige Informationen. Alle Blätter scheinen mit mir unbekannten bildgebenden Techniken erstellt zu sein und so erscheinen sie uns abstrakt, weil wir sie nicht in die reale Welt einordnen können.

„Bestechend zu sehen, wie Richter sein Werk immer weitergedreht und -entwickelt hat … ganz hervorragend“

lautet das Urteil von Simone Reber im Deutschlandfunk Kultur.

Imposante Räumlichkeiten – Uns hat die Ausstellung und die imposanten Räumlichkeiten des Barberini Museums gleichermaßen fasziniert. Das Haus befindet sich im prachtvoll rekonstruierten Palais Barberini in Potsdams Mitte am Alten Markt. Vom Innenhof des Museums geht es über die zu den Havelterrassen, wo wir den herrlichen Blick auf die Freundschaftsinsel genießen konnten. Friedrich der Große ließ das Palais Barberini 1771/72 von dem Architekten Carl von Gontard als herrschaftliches Bürgerhaus direkt neben dem Stadtschloss erbauen. Als Vorbild diente der barocke Palazzo Barberini in Rom. Unser Besuch der Richter-Ausstellung im Museum Barberini war ein unvergessliches Erlebnis: Ein echtes Gesamtkunstwerk!

Die Ausstellung „Gerhard Richter. Abstraktion“ ist eine gelungene Kombination aus moderner Kunst in einmaligem Ambiente! Die Schau ist noch bis zum 21. Oktober 2018 im Museum Barberini zu erleben.

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